Also auf dem Trockenen muss in Lüneburg nun wirklich keiner sitzen. Die Stadt mit der höchsten Kneipendichte Deutschlands bietet für jeden Geschmack und jedes Bankkonto etwas an. Es gibt ungefähr 350 Gaststätten und die meisten davon befinden sich in der Altstadt. Und mittendrin liegt das Wabnitz (Google Maps), dessen Erkennungszeichen das virtuos ausgeleuchtete Weinregal ist. Es dehnt sich insgesamt über drei Stockwerke aus. Die rund 200 Weine aus aller Welt und 20 Whiskysorten die das Regal beherbergt, sind mit einem zusätzlichen Korkgeld von 10 Euro pro Flasche gleich vor Ort zu öffnen und zu genießen. Daneben stehen 50 offene Weine zur Verfügung.
Besonders ansehnlich sind die Kunstmalereien der Lüneburger Altstadt, die an den Wänden hängen. Mit schlichter Eleganz und dennoch detailverliebt, lädt die gastfreundliche Location zu einem Glas Wein und kleinen Speisen ein. Außer sonntags beginnt der Tag im Wabnitz um 8:30 Uhr mit einem Winzerfrühstück, mittags geht es heiter weiter mit einem Mittagstisch und nachmittags werden die Gäste mit Kaffee und Tee, Kuchen oder hausgemachten Waffeln verwöhnt. Auf der Karte stehen Gerichte wie beispielsweise Flammkuchen, gratinierter Ziegenkäse, Tapas oder italienische Käse- und Aufschnittspezialitäten. Und auch die fränkische Leberwurst nach Winzerart ist zu haben.
Das Wabnitz legt viel Wert auf eine regionale und nachhaltige Küche. So wird generell alles selbst zubereitet. Obst und Gemüse wird hauptsächlich beim Lüneburger Wochenmarkt eingekauft. Die Brote werden von der Bäckerei Harms geliefert und der Käse und die Wurstwaren werden direkt aus Italien importiert.
Als wir zu sechst am Samstagabend ins Wabnitz eintraten, waren sämtliche Tische im Erdgeschoss besetzt. Sofort kam eine sehr freundliche Dame auf uns zu und bot uns exklusiv die erste Etage an. Das Angebot hatten wir dankend angenommen. Nachdem wir uns unseren Tisch ausgesucht haben, zündete sie die Kerzen an und stellte eine sehr angenehme Hintergrundmusik an. Ihr Gesicht zeigte keine Zeichen der Empörung als wir nur 2 Flaschen Wasser bestellten. Nee, wir kamen nicht gerade vom Treffen der Anonymen Alkoholiker und wollten mal unsere Willenskraft testen. Wir waren schon vorab auf einer Veranstaltung mit reichlich guten Wein und wollten einfach noch eine Kleinigkeit essen. Unsere Wahl fiel auf:
- Gratinierter Camembert mit Preiselbeeren & Brot für 5,50 €
- Gratinierter Ziegenkäse mit Kastanienhonig, Walnüssen & Brot für 5,90 €
- Gratinierter Schafskäse mit Olivenöl & Thymian, Oliven & Brot für 5,50 €
Danach hat uns die sehr nette Dame noch einen Flammkuchen mit Sauerrahm, Speck und Zwiebeln spendiert, „hat die Küche gerade über“ erzählte sie zu uns. Et Voilà, auch diese Küche beherrscht die Kunst aus einfachen und wenigen Zutaten ein unverwechselbares Geschmackserlebnis zu erschaffen.
Und als wir die nette Dame baten uns ein Taxi zu bestellen, da wir unbedingt den Film Brautalarm sehen müssen, bewahrte sie wieder Contenance. Auch als wir Caffè zum Schluss bestellten und eine von uns darauf hinwies, dass ihr Espresso ja aufs Haus geht, da sie ja Karteninhaberin von GiroPrivileg ist, bewies die nette Dame wieder Contenance. An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass wir den Blog mit keinem Wort erwähnt haben.
Der „Hier will ich nie wieder weg“ Effekt stellte sich bei uns schon nach wenigen Minuten ein. Die trubelige Straßenszene der Schröderstraße gleicht der französischen Riviera und schafft eine besonders Urlaubsstimmung. Gerade im Sommer kann man wunderbar mit einem Glas Wein aus dem Bordeaux und einem Flammenkuchen Elsass draußen sitzen und die flanierenden Passenten an sich vorbeiziehen lassen.